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krimirezensionen ab 2003

 

Yasushi Inoue
"Schwarze Flut"*
Suhrkamp Verlag 02.2007
ISBN-10: 3-518-45835-3
7,00 €

Hayami ringt mit dem Tod

von Barbara Keller


Tokio 1949. Hayami Takuo ist gerade aus dem Kurzurlaub zurück, als der Generaldirektor der japanischen Staatsbahn spurlos verschwindet. Seit 17 Jahren Witwer, jetzt frisch verliebt, arbeitet Hayami als Reporter der Gesellschaftseiten an der renommierten Zeitung K. Er bekommt den "Fall Shimoyama" leitend zur Recherche. Kurz darauf finden Bahnbeamte die Leiche des hoch dotierten Mannes überrollt von einem Zug, verstreut über eine Fläche von fünfzig Quadratmetern. - Mord oder Suizid, das ist die Frage.
Als Hayami die wenig erbauliche Bescherung unter der Stahlbrücke Senju Ôhashi sieht, steigen in dem Witwer ungute Erinnerungen auf. Vor 17 Jahren nahm sich seine 23-jährige Frau nach nur drei Jahren Ehe das Leben. Gemeinsam mit einem anderen Mann sprang sie von der Steilwand von Topana ins Meer.

Suizid. Hayami drängt sich im Falle Shimoyama sofort ein Suizid als Todesursache auf. Doch der jetzt Tote, Shimoyama, hat als willfähriges Werkzeug des Kabinettes und Chef der Staatsbahn gerade eine Entlassungswelle in Gang getreten. Eine Progromstimmung gegen Kommunisten liegt in der Luft und ein Mord aus politischen Motiven liegt nah.

Sämtliche Tageszeitungen des Landes deuten die Indizien zu einem Mord und titeln entsprechend drastisch. Nur Hayami hält sich trotz Kritik der Unternehmensleitung zurück. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Gazetten beginnt um beste Titel, Schlagzeilen und Auflagen.

Während der hektischen Recherchen, Nachtschichten und Überstunden drängt sich Hayami der frühe Tod seiner Frau Harumi wieder ins Bewusstsein und Harumi selbst in sein Herz. Als sein Freund und Lehrer Professor Sataka Usan, ein passionierter, anrührender Farbenforscher, ihm die Hand seiner Tochter Keiko anbietet, gerät Hayami ins Schlingern. Sein Herz scheint plötzlich nicht mehr frei.

Vielschreiber Yasushi Inoue, dessen Gesamtausgabe 32 Bände umfasst, ist alles andere als ein Krimiautor. In "Schwarze Flut" befasst sich Yasushi Inoue jedoch mit einem authentischen Todesfall. Mit dem bis heute ungeklärten Ableben des Chefs der Staatsbahn Shimoyama Sadanori (1900 - 1949) im Jahr 1949. Tatsächlich arbeitete der Autor Yasushi Inoue zu dieser Zeit an einer Tageszeitung in Tokio. Und ganz wie im vorliegenden Roman vertrat auch diese die These eines Suizids gegen die allseits vorherrschende Meinung von einem gewaltsamen Tod des Bahnchefs.

"Schwarze Flut" erschien 1949 als Fortsetzungsroman und 51 Jahre später bei Suhrkamp erstmals in deutscher Sprache. Jetzt hat der Verlag noch einmal ein Taschenbuch dieses fesselnden Kurzromans nachgeschoben. - Sicher nicht zum letzten Mal.


"Yasushi Inoue, geboren 1907 auf Hokkaido, starb 1991." (...sagt der Suhrkamp Verlag)
Yasushi Inoue hier ausführlich bei WIKIPEDIA...


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