Nick Rennison hat alle Fälle des Meisterdetektivs ausgewertet und die historischen Hintergründe recherchiert, um ein einleuchtendes Lebensbild der Kultfigur zu erstellen, um Charakterzüge, Kenntnisse, sowie Überzeugungen zu ergründen, die zu einer Laufbahn führte, die eines Wissenschaftlers würdig war und den Ruhm eines Hollywood-Stars nach sich zog. Dabei steht Rennison dem Porträtierten in Präzision und Vielschichtigkeit der Fakten, die zur Recherche herangezogen werden, in nichts nach, und er darf sich zweifellos rühmen, im Wissen um Geschichte, Politik und Kultur der viktorianischen Epoche zu den hervorragenden Fachleuten zu zählen.
Obgleich die Auswertung der von Doktor Watson überlieferten Fälle offenbar nur einen Bruchteil der Quellen des Autors ausmachten, wird die penible Prüfung seiner dort gewonnenen biografischen Erkenntnisse für die Sherlock Holmes-Fans und die Mitglieder der diversen Sherlock Holmes-Gesellschaften eine besondere Herausforderung bedeuten. Durchschnittliche Krimifans, die die Kombinationsgabe und das sichere Gespür des Herrn aus der Baker Street lieben, dürfte die augenzwinkernde Akkuratesse seines Biografen genügend Vergnügen bereiten, um sie alsbald nach den Aufzeichnungen des etwas begriffsstutzigen Watson greifen zu lassen.
Man muss jedoch weder Krimis noch Meister Holmes besonders schätzen, um den wunderbar lakonischen Stil Nick Rennisons zu genießen. Bei einer Tasse Tee wird man sich schon nach wenigen Seiten "very british“ fühlen und es ist mehr als einleuchtend, dass zu den diversen Werken des Buchhändlers, Lektors und Autors Rennison auch zwei "Roman(ver)führer“ gehören, denn er versteht es vorzüglich , seinen Lesern den eigenen Spaß an Literatur zu vermitteln.