Russland um die Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Arm, korrupt, von einem trägen Beamtenapparat gelähmt. Das geschundene Land der armen Leute ist reif für einen Demagogen wie Rasputin. Es ist die Zeit, in der Dostojewski seine Fortsetzungskrimis für die Tagespresse verfasst, die später als Gesellschaftsromane in die Literaturgeschichte eingehen werden. In dieser schicksalsschweren Situation spielt auch der Krimi von Roger Morris.
Bitterste Armut zwingt Soja Petrowa zur Prostitution. Mangel, Hunger, Demütigungen gehören zum täglichen Brot der alternden Hure. Als sie beim Holzsammeln im Petersburger Petrowskipark eine Leiche findet, ist das zwar zunächst ein Schock. Aber dann findet sie auch noch einen zweiten Toten.
Zermürbt von Kälte und Armut scheut sie sich nicht, die gewaltsam Verblichenen nach Wertgegenständen zu durchsuchen. Das bisschen Blut kann man ja immer noch abwaschen. Und welch ein Glück, so scheint es, sie wird fündig. Mit 6.000 Rubel in der Tasche eilt die glückliche Soja Petrowa nach Hause. Eine folgenschwere Entscheidung...
Fazit: Einmal ein historischer Krimi von Format. Lesenswert!
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Roger Morris (* 1960 in Manchester) war Dozent für klassische Philologie an der University of Cambridge, ehe er sich der Schriftstellerei zuwandte. Seine Kurzgeschichten erschienen in verschiedenen Zeitschriften und Sammlungen. Eine seiner Kurzgeschichten, The Devil's Drum aus der Sammlung Darkness Rising, wurde vom Komponisten Edward Dudley Hughes [1] zu einer Oper verarbeitet, die 1998 ihre Uraufführung feierte.
(auch unter 'rap shit')