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krimirezensionen ab 2003

 

Marion Schwarzwälder
"Backstage"
rororo Juni 2004,
ISBN 3-499-23640-0
7,90 €

Berliner Blues

von Barbara Keller


Single Melissa März (43) ist Bodygard des Rockstarts Tom Braun, der Berlin zu seinem neuen ("neuen alten") Domizil machen will. Doch schon bei seiner Ankunft geschieht in seinem Umfeld ein Mord, der den Ruf der Detektei März & Oshinski ernsthaft gefährdet. Es geht um Berliner Immobilienschmu, Tablettenabhängigkeit und -handel, fahrlässige Tötung und internationale Geheimdienstverwicklungen. Marion Schwarzwälder rückt die Vielfalt Berlins ins rechte Licht.

Seit Hannes Schardows Berlinkrimi über den Berliner Bankenskandal wissen wir, was der gemeine Stasi heute treibt: Er sitzt mit einer Flasche Nordhäuser Doppelkorn im Keller seiner Marzahner Plattenbauwohnung - einst der letzte Schrei und Siedlungsoase für willige Ostbürokraten - und spielt mit einem imaginären Führungsoffizier weiter geheime Observation.

Dank Marion Schwarzwälder wissen wir nun etwas mehr. Denn seit dem Auftauchen und der drohenden Heimkehr der Rosenholzakten aus den CIA-Büros brennen so manchem Ost- und West-IM (= Informelle Mitarbeiter) die Fußsohlen. - Einer der drei Knackpunkte des spannenden Berlinkrimis "Backstage".

Um das junge Detektivbüro März/Oshinski steht es nicht gerade zum Besten, als Mord und Skandal ihr Image zu ruinieren drohen. Melissa März, zu Ostzeiten Sängerin, spielt den Bodyguard für Rockstar Tom Braun. Kurz vor seinem ersten Auftritt wird Brauns Ex-Kollege und Freund Panitz Backstage ermordet. Das Büro ist blamiert, das Konzert muss ausfallen.

Honorarkraft Tamara, aus der Karriereleiter gepurzelte Kripobeamtin in spe, ist gerade aus den USA zurückgekehrt und bringt eine Kollegin in die Detektei mit. Das Halbindianerblut Gladys. Angeblich will sie ein Jahr Auszeit in Deutschland verbringen. Tamara ist berüchtigt für ihre Alleingänge. Aber auch Gladys macht sich plötzlich einfach heimlich aus dem Staub.

Während sich Gladys als Lockvogel der CIA in Lebensgefahr bringt, machen Paula von Oshinski, Melissa März und Praktikantin Tamara einige unangenehme Entdeckungen. Ein gefährlicher Unbekannter treibt in der Bundeshauptstadt sein Unwesen. Um den ermordeten Panitz ranken sich unsaubere Immobilienmachenschaften und ein Tabletten-Geschäft mit der Hautevolee. Und auch Rockstar Braun hat noch eine Leiche im Keller, wie das "toughe" Frauenteam ermittelt. März und Oshinski wollen nur Eines: die Ehre und den Ruf ihres Geschäftes retten.

Mit einigen Mühen und Verlusten wird das auch gelingen. Der Leser begleitet die Figuren des Romans durch Ost-Schrebergärten, dezente Westvillen und Nobelkrankenhäuser à la Grunewald, in dessen See auch ein Kleistsches Spätwasseropfer gegeben wird. Berlin - ein Ort der Begegnungen, der Innovation - aber auch ein Ort der Ignoranz, offener Rechnungen, alter und neuer Kriminalität. "Backstage" spielt seine Varianten durch.
Ein Wehrmutströpfchen beim Lesen: Der inflationäre Gebrauch des Telegrammstils. Kurz, knapp und prägnant sind Sätze auch mit Verb. Gebilde wie "Fremd ihr die Stadt, die Arbeitsweise der Polizei, die Streife fuhr.", wären wohl eher was für die Lyrik.



der MöhrenkillerMarion Schwarzwälder: Backstage
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