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krimirezensionen ab 2003

 

John Le Carré
"Ein guter Soldat"
List Taschenbuch
ISBN 3-548-60391-2
9,90 €

Stalingrad - das war was!

von Barbara Keller


Vom distinguierten Schweizer General über den meistgehassten Landesverräter zur Spottfigur der Litfass-Säulen. Diese etwas eigen anmutende Karriere kommt dem 1977 wegen Spionage für Russland verurteilten Schweizer Exgeneral der Luftschutztruppen Jean-Louis Jeanmaire zu. Carré besuchte den 1991 noch um seine Rehabilitation kämpfenden Verfemten und bildete sich sein eigenes Urteil. - Aus dem die eindrückliche Reportage "Ein guter Soldat" wurde.
Die Eignung John Le Carrés, für das Genre Spionageromane oder auch -reportage, kann nicht bestritten werden. Der heute in Cornwall, England, lebende Erfolgsautor - mit dem Klarnamen David John Moore Cornwell - kam im Oktober des Jahres 1931 als Sohn eines Trickbetrügers auf die Welt. Er wächst mit seinem Bruder und seinem öfter einsitzenden Vater - in einem Männerhaushalt - auf. Die Mutter verlässt die Familie als Carré fünf Jahre alt ist.

Jean-Louis JeanmaireZu Carrés Nähe zur Welt des kriminellen Scheins kommt mit dem Germanistikstudium in Bern und seinen ersten beruflichen Kontakten zum Britischen Nachrichtendienst bald die zur Literatur und dem Stoff aus dem sie gemacht ist hinzu. Anfang der 60er Jahre hält sich Carré in diplomatischem Dienst in Bonn und Hamburg auf. Er erlebt den Bau der Mauer. Mit seinem Roman "Der Mann, der aus der Kälte kam", beginnt seine Karriere als Schriftsteller. Seit 1966 - 35jährig - lebt Carré in England im Rufe des Profiautors für das Genre des Spionageromans.

"Ein guter Soldat" ist Carrés 14. Roman von circa 18 Büchern. Jetzt in einer Neuauflage beim List Taschenbuchverlag mit zahlreichen Bilddokumenten. Die Schweizer sind schon ein komisches Völkchen. Politisch neutral bis zur Unkenntlichkeit, hochgerüstet bis an die Zähne lebt es gediegen daher in luftigen Tälern halbseidener Bankgeschäfte. Aber Ressentiments hat es schon. Geld allein macht nicht glücklich. Ein lang gepflegter Militarismus möchte sich auch einmal ausleben.

Als daher die USA - Hauptwaffenlieferant der Schweiz - Mitte der 70er Jahre erklärt, sie, die Schweiz, wäre in Bezug auf Spionage undicht wie ihr berühmter Käse und in spe als sozialistisches Land einzustufen, da wurde der beleidigte, erzkonservative Stolz der Berg- und Talbewohner wach. Ein Bauernopfer musste her. Von wem es am Ende zubereitet und gar gekocht wurde, ist bis heute ein Geheimnis. Es hieß jedoch: Jean-Louis Jeanmaire. Der ins Kesseltreiben Geratene stellt sich indessen als konservativer Antikommunist einfachen Zuschnitts dar. Jeanmaires Frau ist Tochter vor den Sowjets geflohener Intellektueller. Als sich der russische Militärattaché Oberst Vassili Denissenko dem skeptischen Jeanmaire als Zaren-Anhänger empfiehlt, entstehen zarte freundschaftliche Bande, die Jeanmaires Ruin einleiten. Der war bei Stalingrad dabei. Und Stalingrad - das war was für den zu Passivität gezwungenen Schweizer Militär.
John Le Carré: Ein guter SoldatDas Finale bilden der "gesunde Schweizer Volkszorn", 18 Jahre Haftstrafe und eine gesundheitlich zerstörte Ehefrau. Viel später wird Jeanmaire seine Rehabilitation bewirken. Aber sie rettet ihn nicht davor, zum Symbol der verquasten Schweizer Verhältnisse und Volksseele zu mutieren. Der österreichische Kultkünstler Gottfried Helnwein stellt 1992 ein Plakat her, das Jeanmaire nackt zeigt - bekleidet nur mit seinem Generalskäppi. So, wie er am Tag seiner Verhaftung vor den Bundespolizisten, die ihn auch verhörten, stand. Jeanmaire, dem die Uniform, das Militär alles war.
(John Le Carré Bild links!)


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