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aus dem moabiter kriminalgericht


Dafür nehme ich alles Kauf


von C. Rockenschuh

13. Mai 2009. Moabiter Kriminalgericht. 39. gr. Strafkammer
Der achte Prozesstag im Verfahren gegen Dieter H., den ehemaligen 'Boss' des alten West-Berliner Rotlichtmilieus, bringt weitere erdrückende Beweise
('berlinkriminell.de' berichtete). Die Aussagen der langjährigen Lebenspartnerin Regina K. (67) und Günter L. (54), einem ehemaligen Freier der damals minderjährigen Tochter des Angeklagten, belasten Dieter H. schwer. Während vor allem die sporadischen Tagebuchaufzeichnungen von Regina K. die Anklage unterstreichen, beschreiben die Aussagen eines Selbständigen im Consulting-Geschäft, wie Dieter H. offenbar die sexuellen Dienstleistungen seiner Tochter zu Geld machte.
Bericht vom 17.02.2009
Bericht vom 05.05.2009
Bericht vom 13.05.2009

Am letzten Prozesstag hatte Dieter H. den Anklagevertreter noch selbstbewusst angezischt: "Sie machen mich nicht zum Kinderschänder!" Am Ende der Verhandlung des 13. Mai 2009 scheint der Angeklagte eher verunsichert. Das Angebot des Staatsanwaltes, sich zu den belastenden Aussagen der beiden Zeugen zu äußern, lässt er aus.

Dafür tönt Dieter H. wenig überzeugend, er werde sich auf jeden Fall einlassen. Am liebsten, erklärt er, würde er es sofort tun. Doch sein Anwalt rate ihm davon ab. Dieter H. sagt: "Ich weiß fast, wie es abgelaufen ist." Und: "Man hat mich für dumm verkauft."

Für dumm verkauft

Zunächst sagte am Mittwoch vergangener Woche die Lebenspartnerin des Angeklagten aus. Die 67-jährige Spandauerin stellte ihre Loyalität zu dem Angeklagten gleich zu Beginn ihrer Aussage heraus. Mit fester Stimme teilte die völlig in Schwarz gekleidete Frau mit: "Wir sind seit 39 Jahren verlobt. Eigentlich wollten wir immer heiraten." Trotzdem, so erklärte sie, wird sie eine Aussage machen.

Regina H. glaubt, ihre Stieftochter, die knapp drei Jahre in ihrem Haushalt wohnte, diskreditieren zu müssen. Wiederholt wirft sie völlig zusammenhanglos ein, dass die Pubertierende die Schule schwänzte, ständig Freunde und Freundinnen wechselte. Sie hätte ihre Sachen herumgeschmissen und sich anlässlich des Besuches eines befreundeten Rumänen wie eine 'Hydra' benommen, schimpft sie.

Benommen wie eine 'Hydra'

Regina K. ist nicht nur die Verlobte des Angeklagten. Zwischen 1970 und 1983 führte sie mit dem heute Angeklagten ein Bordell namens "Club Regina" in der Konstanzer Straße, in dem sich einst West-Berliner VIPs die Türklinke in die Hand gaben. "Wir haben uns die Arbeit geteilt", sagt sie. Regina K. stand an der Bar, Dieter H. erledigte 'das Geschäftliche'.

Obwohl Regina K. doch mit einigen Wassern gewaschen sein dürfte, scheint sie vor den Seitensprüngen ihres Partners und seinem Verhältnis zu ihrer Stieftochter nichts gewusst, oder zumindest die Augen verschlossen zu haben. Sie betont, wie normal die Beziehung zwischen Dieter H. und seiner Tochter, die zwischen 2004 und 2007 bei ihnen wohnte, gewesen sei.

Tolles Verhältnis

Sie selbst habe sich 'doll bemüht', Nora P* ein richtiges Zuhause zu geben. Und Vater und Tochter hätten auch ein 'ganz tolles Verhältnis' gehabt. Wusste Regina H. tatsächlich nicht, dass ihr Partner 'mitnichten', wie Richter Nötzel einwirft und sie fälschlich berichtet, Nachtschichten in einem Altenheim schob?

Trotz des angeblich 'tollen Verhältnisses' trug Regina K. hat offenbar doch einige Bedenken. Denn in ihrem Tagebuch, das sie sporadisch führte, wenn sie 'ein Glas Wein getrunken' oder 'einen Moralischen' hatte, mokiert sie sich empört über das übergriffige Verhalten ihres Partners Dieter H. gegenüber seiner Tochter.

Darin berichtet sie, wie Dieter H. für seine Tochter einen Fernsehtisch baut. Regina K. kommt zufällig hinzu und sieht, wie er Nora P.* von hinten in den Schritt fasst. Dieter H. sei das sichtlich peinlich gewesen. Wohl deshalb, weil er nicht wusste, wie viel Regina K. mitbekommen hat. So schreibt sie.

Aus dem Tagebuch

Regina K. ist sauer und sogar drauf und dran, das Haus zu verlassen. Sie kritisiert auch, dass sie es 'nicht schön findet', wenn sich Dieter H. zu seiner Tochter ins Bett legt. Dieter H. beteuert daraufhin, er wolle dies ferner unterlassen.

Am 28. Februar 2006 konstatiert Regina K. in ihrem Tagebuch eine Trippererkrankung bei der damals 15-jährigen Stieftochter. Über eine Erkrankung ihres Partners Dieter H. zur selben Zeit weiß Regina K. nichts.

Mehrmals gerät Regina K. in Erklärungszwang und Wiedersprüche zu ihren früheren Aussagen bei der polizeilichen Vernehmung. Auch zu der Herkunft einiger Tausend Euro Überweisungen mit dem Betreff 'Sache Nora P.*' sowie 'Regina K.' auf das gemeinsame Konto bei der Commerzbank ist die Zeugin verwirrt und ratlos. Günter L., der die Summen überwies, ein Freier von Nora P.*, ist Regina K. angeblich völlig unbekannt.

Die Frau, die ich liebe

Als offenbar wird, dass Regina K. über viele zur Rede stehende Aktivitäten ihres Partners nicht im Bilde ist, bittet der Staatsanwalt die Zeugin, den Saal zu verlassen. "Ich habe ein Problem damit, die Zeugin möglichweise in Grund und Boden zu fragen", wendet er sich fragend an den Angeklagten.

"Sie ist mein Heiligtum. Das ist die Frau, die ich liebe", erwidert Dieter H. "Ich will ihr nicht wehtun." Er setzt hinzu: "Dafür nehme ich alles in Kauf." Dieter H. bittet den Staatsanwalt um Fairness. Er wird nicht enttäuscht und erklärt erleichtert: "Danke."

Als zweiter Zeuge des Tages tritt Günter L. in den Zeugenstand. Der Inhaber einer in Celle, Niedersachsen, ansässigen Consulting-Firma ist der Absender der ominösen Überweisungen mit Betreff 'Sache Nora P.*'. Zweimal hat er offenbar mit der damals Minderjährigen, die er in einem Chat im Internet kennenlernt, sexuellen Kontakt. Einmal in Leipzig, einmal in Stuttgart.

Ich konnte es mir leisten

Günter L. beteuert, über das Alter des Mädchens nicht im Bilde gewesen zu sein. Möglicherweise entspricht das nicht ganz der Wahrheit, denn der vermeintliche Ex-Freier lässt sich im Nachhinein ziemlich leicht durch eine von Nora P.* erzählte Lügengeschichte, die auch als Erpressung gesehen werden könnte, zu einer 'Unterstützung' von mehreren Tausend Euro bewegen. Vor Gericht zu seinem Motiv befragt, sagt der Unternehmer: "Ich wollte mein Gewissen bereinigen." Mehrere Tausend Euro flossen so auf das Konto von Nora P.*, aber auch das gemeinsame Konto von Dieter H. und Regina K.

Richter Nötzel, der ansonsten sehr behutsam mit dem unsicheren und teils unverständlich schwäbelnden Zeugen umgeht, belehrt den Unternehmer nebenher: "Aber ganz in Ordnung war die Sache ja nicht." Auf die Frage des Richters, ob ihm die abgängigen Tausender denn nicht finanziell weh getan hätten, erklärt der schwitzende Zeuge: "Doch, schon. Sagen wir mal so: Ich konnte es mir finanziell leisten."

Weiter am 30.06., 1.07., 30.7, 9.07., 10.07.; bis auf den 1.07. (11:00) Prozessbeginn 9:00, Saal 701.

*Name von der Redaktion geändert




NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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Die Lebensparnterin des Angeklagten, Regina K., führte 13 Jahre lang gemeinsam mit ihm das Bordell "Club Regina" in Wilmersdorf. Die Vorwürfe der Anklage kann sie nicht bestätigen. Sie sagt, Dieter H. und seine Tochter hatten 'ein tolles Verhältnis'.


Der Inhaber einer Consulting-Firma in Celle, Günter L., lernte die noch Minderjährige Nora P.* in einem Chat im Internet kennen. Später überwies er auf das Konto der angeblich in Schwierigkeiten Geratenen und auf das Konto von Dieter H. mehrere Tausend Euro.

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