Bis zuletzt hatten Benjamin Lu. (35) und Vito L. (51) bestritten, die Tötungdes
59-Jährigen in Auftrag gegeben zu haben. Friedhelm Sodenkamp,selbst eine schillernde Persönlichkeit, galt als Millionär. Der studierte, aus Westfalen gebürtige Jurist war Mitte der 90er Jahre, straffällig geworden, verlor seine Zulassung als Rechtsanwalt und betätigte sich darauf im Rotlicht- und Immobilienmilieu. Der cholerische Sodenkamp soll in der Iserlohner Unterwelt als 'der weiße Hai' bekannt gewesen und im russischen Stahlhandel beruflich als Jurist involviert gewesen sein.
Deshalb hatten die Berliner Ermittler 2008 den oder die Täter des Mordes zunächst im Milieu der organisierten Kriminalität des Ostens oder in Rotlichtkreisen des Ruhrpotts vermutet. Nach den Erkenntnissen der Berliner Strafkammer im ersten Verfahren aus 2010 hatte Sodenkamp jedoch den Bauauftragnehmern Benjamin Lu. und Vito L. im Weg gestanden, indem er deren Geschäfte mit der TowerGroup GmbH torpedierte. Deshalb soll Adam M. im Auftrag der beiden Männer den unbequemen, älteren Herren auf seinem abendlichen Spaziergang mit seinem Hund 'Max' mit einer Beretta regelrecht hingerichtet haben.
Am heutigen Tag begann der Prozess gegen den jetzt 44-jährigen Adam M. Dem zur Tatzeit 38-Jährigen wird vorgeworfen, nach einem ersten Tötungsversuch mit einer Armbrust, Friedhelm Sodenkamp als Auftragstat am 3. November 2008 gegen 18:00 mit einer Pistole getötet zu haben. Adam M., der nach seinem Dienst bei der polnischen Luftwaffe als Fremdenlegionär gedient haben soll, bestreitet bislang die Tat.
Der erste Termin des Prozesses gestaltete sich kurz. Nachdem die Anklage verlesen war, stellte die Verteidigung einen Antrag auf Unterbrechung des Verfahrens. Es sei eine weitere, aus Indien überstellte Akte als Beweismittel aufgetaucht. Die Verteidigung forderte daher Akteneinsicht. Bei der 'Akte' handelt es sich in erster Linie um den Laptop des Angeklagten, dessen formatierte Festplatte die Ermittler offenbar wiederhergestellt haben, und dessen Auswertung. Nach einem kurzen, turbulenten Missverständnis zwischen Verteidigung und Angeklagtem, der ungeplant eine Erklärung abzugeben suchte, vertagte das Gericht den Prozess auf den 13. Juni 2012.
Adam M., der bislang ausschließlich mit Straßendelikten strafrechtlich in Erscheinung trat, saß seit März 2009 in der westindischen Provinz Goa in Auslieferungshaft. Er soll sich mittelbar verdächtig gemacht haben, indem er sich nach dem Verbrechen verschiedenen Personen gegenüber hinsichtlich der Tat selbst schwer belastete.
Tatsächlich könnte sich die Beweisführung gegen den Angeklagten jedoch schwierig gestalten, da es unmittelbare Zeugen für die Tat (bislang) nicht gibt und die Tatwaffe selbst nicht gefunden werden konnte.
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*Foto 1:
Adam M., der mutmaßliche Mörder des Immobilienmaklers Friedhelm Sodenkamp, zu Prozessbeginn
*Foto 2:
Tatort, Promenade auf der Fischerinsel, Berlin Mitte