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Gerichtsreportagen


Er hatte Angst um sein Leben


von Vagrus

14.07.2015, 15. Große Strafkammer, Saal 500
Wettbuero-Mord - Als heute die lang erwartete Zeugin Sonya A. (37), Schwester eines guten Freundes des getöteten Tahir Ö. (26), erscheint, ist die Sitzverteilung im Saal leicht verändert: Neben ihr nimmt ein Zeugenbeistand Platz, außerdem haben sich mindestens drei Personenschützer mit Blick ins Publikum um sie herum positioniert ...
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Sonya A. trägt ein Kopftuch, auffällig bunte, enge Kleidung und ist stark geschminkt.

Sie gibt hauptsächlich Auskunft über den Getöteten, Tahir Ö. Dieser sei wie ein Familienmitglied für sie gewesen und habe sich oft in der Wohnung ihrer Eltern aufgehalten. In der Zeit vor dem Vorfall im 'expect' hätte er verändert gewirkt, soll panische Angst gehabt haben. "Der Junge war fertig", sagt sie.

Ihr habe er zwar vertraut, wollte sie jedoch nicht in seine Probleme hineinziehen. Deshalb habe er sich ihr auch auf eindringliches Nachfragen nur teilweise geöffnet. Er habe Angst um sein Leben gehabt und in diesem Zusammenhang immer wieder die Hells Angels und den Namen Kadir P. genannt. Auch einen "Jakob", so sagt sie, habe er erwähnt.

An dieser Stelle tuscheln etliche der Prozessbeteiligten: sowohl die Staatsanwälte als auch die Verteidiger. Es könnte sich, laut Zeugin, bei dem genanntem "Jakob" um den Angeklagten Yakup S. (38) handeln, dem Bruder des vor dem 'expect' Verletzten und Auslöser des mutmaßlichen Racheaktes. Allerdings stimmen wohl einige Aussagen der Zeugin nicht mit ihren Angaben bei der polizeilichen Vernehmung im Vorfeld überein.

Auch dem Vorsitzenden Richter fällt das auf: so habe sie von "Jakob" bei der Polizei noch nichts gesagt. Als Richter Groß ihr mehrfach Passagen ihrer früheren Aussage vorhält, räumt Sonya A. ein, aus Angst teilweise die Unwahrheit gesagt zu haben. Dies sei auch der ausdrückliche Wunsch ihres Bruders gewesen, der im Prozess als Kronzeuge gilt. Ansonsten sei sie einfach hochgradig nervös - auch, weil sie zum ersten Mal vor einem Gericht aussage. In der Folge sagt sie immer wieder: "Aber ich will jetzt auch nichts Falsches sagen" und erklärt Ungereimtheiten in ihrer Aussage damit, dass alles schon sehr lange her sei.

Insgesamt wirkt die Zeugin durch die vielen Widersprüche und die Art und Weise ihres Vortrags nicht besonders glaubwürdig. Dass sie immer wieder intensiv Rücksprache mit ihrem Rechtsbeistand hält, bevor sie auf die Fragen von Richter Groß antwortet, irritiert.

Seltsam erscheint auch, dass sie zwar wiederholt das brüderliche Verhältnis zu dem Getöteten betont, aber schildert, dass sie stets ihre Kinder wegschickte und darauf achtete, dass ihr Mann außer Haus war, wenn Tahir Ö. zu ihr kam. Wie nah sich die Zeugin und der Getötete eigentlich standen, wird am heutigen Hauptverhandlungstag nicht deutlich.

Sonya A. führt weiter aus, dass sie ein schlechtes Gewissen habe, damals nicht zur Polizei gegangen zu sein. Tahir Ö. habe dies aber nicht gewollt. Sie redet immer wieder davon, dass er "ein Mann" gewesen sei. Das bedeutet in ihren Augen: Eine Person, die sich von niemandem etwas gefallen lässt und mitunter provozieren kann.

Als sie schließlich das Wort "Provozion" (gemeint war Provokation) verwendet, verdrehen sogar die Justizwachtmeister im Saal die Augen.

Es bleibt abzuwarten, wie ihre Vernehmung weitergeht. Angesetzt ist sie für insgesamt fünf Hauptverhandlungstage.



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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