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krimirezensionen ab 2003

 

Patricia Highsmith
"Der Schneckenforscher"
Diogenes Januar 2005
ISBN 3-257-23423-6
8,90 €

In Neuübersetzung: Highsmiths erster Erzählband

von Barbara Keller


Wer kennt nicht die Highsmith-Romane oder deren Verfilmungen: "Der talentierte Mr. Ripley" (1955) und: "Zwei Fremde im Zug" (1950). Patricia Highsmith schrieb jedoch im Laufe ihres arbeitsamen Lebens auch zahlreiche Erzählungen. Nicht alle im Nachlass enthaltenen Erzählungen wurden veröffentlicht, manche Übersetzungen lassen zu wünschen übrig. Sicher nicht nur die ungebrochene Popularität der amerikanischen Autorin bewog den Diogenes Verlag, sich an eine Werkausgabe zu wagen. – Auch "Der Schneckenforscher", der erste veröffentlichte Highsmith-Erzählband (1970) erschien in einer Neuübersetzung bei Diogenes.

Seit 2002 gibt der Diogenes-Verlag das überarbeitete Gesamtwerk Patricia Highsmiths heraus. Darunter unveröffentlichte Erzählungen, auch Neuübersetzungen. Bis Ende 2005 werden im Frühjahrsprogramm der Erzählband "Nixen auf dem Golfplatz", die Romane "Leute, die an die Tür klopfen", "Die gläserne Zelle", "Der Stümper" und im Herbst "Geschichten von natürlichen und unnatürlichen Katastrophen" und die Romane "Ein Spiel für die Lebenden" sowie "’Small g’ – eine Sommeridylle" folgen. (Weitere Informationen zu dieser Werkausgabe.*)

Die Sammlung der Short Stories "Der Schneckenforscher" legte der Diogenes-Verlag als Neuübersetzung im Frühjahr 2003 vor und erlebt jetzt, im Januar 2005, wiederholt eine Auflage. "Der Schneckenforscher" (1970) ist der erste in Buchform veröffentliche Sammelband Erzählungen von Patricia Highsmith. Er enthält elf Erzählungen, deren Entstehung seit den 50er Jahren datiert. Ein begeistertes, warmherziges Vorwort des englischen Autors Graham Green (1904-1991) präferiert die Erzählung "Als die Flotte im Hafen lag".

Anrührend und ergreifend sind sie alle. Erzählungen von Einzelgängern, schrägen Vögeln, gequälten Seelen. Schräg in einer ganz normalen Weise, die aber das Fass durch eintretende unkompatible Ereignisse plötzlich zum Überlaufen bringen. So startet die Erzählung "Als die Flotte im Hafen lag" gleich mit einer Mordtat. Geraldine lässt den reglosen Gatten Clark und den altersschwachen Hund Red Dog hinter sich, nicht ohne Letzterem ein opulentes Mahl zu gönnen.

Auf ihrer Reise in ein neues Leben erinnert sich Geraldine ihrer Lebensstationen. Wie sie als Mädchen hoffnungsfroh ein Leben in einer Hafenstadt begann. Wie ihre Freundin heiratete und auch sie einer Hochzeit entgegensah. Wie aber alle Hoffnung in erzwungener Prostitution und die scheinbare Rettung in eine Vernunftehe schließlich in einen weiteren Grad der Hölle mündete. Ihre Reise führt auch durch ihre Heimatstadt. Dort begegnet sie auf dem Rummel ihrem Jugendfreund Franky. - Zu ihrem Unglück.

Erzähl- und Lyrikbände sind sicher nicht das entscheidene Argument, das Verlagen zu Reichtum verhilft. Aber sie machen als Perlen der Literatur, die sie nun einmal sind, die Reputation eines guten Verlages aus. Patricia Highsmiths Erzählungen zu lesen bedeutet einfach Genuss. – Eine gelungene Wiederentdeckung!

Patricia Highsmith (1921-1995) ist eine sehr interessante, eigenwillige Autorin. Eine sympathische, pedantische Arbeiterin des literarischen Betriebs. Selbständig von Beginn ihres Lebens an – sie wuchs in Texas in problematischen Familienverhältnissen auf – begann sie früh mit dem Schreiben. Mit "Zwei Fremde in einem Zug" gelang ihr der Durchbruch als Romanschriftstellerin. (Alfred Hitchcock erwarb für 6.800 Dollar die Filmrechte zu "Strangers on a train".) Sie veröffentlichte 20 Romane, sieben Bücher mit Kurzgeschichten und ein Sachbuch. Unstet lebte sie seit den 60er Jahren in England, Italien und Frankreich. Patricia Highsmith, die schließlich mit ihren Katzen und Schnecken zurückgezogen lebte, liebte nichts mehr als die Stille. Seit 1988 wohnt sie in einem selbst entworfenen Haus in der Nähe von Ascona. Ihre Popularität ist bis in unsere Zeit sehr groß.

*Auf die Autoreninfo Patricia Highsmith - unten - klicken und die Flashanimation abwarten (öffnet sich in einem kleinen Fenster). Das sich ebenfalls öffnende, große Leserinfofenster wegklicken. (Bisschen umständlich - aber informativ.)



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