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krimirezensionen ab 2003

 

Martin Suter
"Ein perfekter Freund"
Diogenes
ISBN 3-257-23378-7
9,90 €

Konsequent indifferent

von Barbara Keller


Wirtschaftkriminalität ist die Leitplanke Suters neuen Kriminalromans. Fabio Rossi - Journalist beim "Sonntag-Morgen" - erwacht lädiert in einem Krankenhaus. Ihm wurde der Schädel eingeschlagen. Die letzten 50 Tage sind weg. Restlos aus dem Gedächtnis gelöscht.

Auch an seine neue Freundin Marlen fehlt Fabio jede Erinnerung. Marlen ist nur ein Teil seines verwegenen Lebensstils, den er während der fraglichen Zeit geführt haben soll. Bei seinen Recherchen über sich selbst erfährt er, dass er sich von seiner Freundin Norina trennte, seinen Job kündigte und sich unausstehlich aufführte.

Was Fabio von sich hört, mag er nicht glauben. Es muss einen Grund für seine angebliche Wandlung geben. Er vermutet, beruflich einer "ganz großen Sache" auf der Spur gewesen zu sein. Trotzdem alles dagegen zu sprechen scheint. Ins Visier Fabios Verdächtigungen gerät schließlich sein korrekter Busenfreund Luca Jäger.

Amnesie die Dritte. Nach "Small World" (1997) und "Die dunkle Seite des Mondes" (2000) kommt mit "Der perfekte Freund" Martin Suters drittes Buch heraus, in dessen Zentrum Gedächtnisverlust oder Bewusstseinsstörung stehen. War schon in "Die dunkle Seite des Mondes" das Genre Kriminalroman nur das Vehikel, um die trostlose Geschichte eines kontur- und orientierungslosen Karrieristen groß aufzubauen, quält sich der Leser auch in "Ein perfekter Freund" mit einem "Helden" dieses Couleurs herum.

Fabio R. ist ein Macho - ein Mitnehmer. In der brütenden Hitze jenes schweizer Sommers tritt er als Rächer seiner sauberen Weste auf und hinterlässt an den Seitenrändern seiner Wege nonchalant Restmüll. Ein Italiener, ein Rotschopf, ein Charmeur, ein Frauenliebling.

Diesen indifferenten Durchschnittscharakter eingehend zu schildern, scheint das Hauptansinnen des Buches. Wir genießen mit Fabio Rossi die sinnlichen Freuden schlecht oder nur leicht verhüllter Busen, Pos, durchleiden mit ihm die Sehnsucht nach Exfreundin Norina, während er mit Marlen schläft und wundern uns mit ihm über die Schlechtigkeit der Welt. Am Ende ist nichts geklärt, nichts stimmt - aber Fabios Durchschnittswelt ist wieder in Ordnung. Großaufnahme: Bett.

Der Laie staunt der Fachmann wundert sich: ist das Zynismus oder ein missglückter Wirtschaftskrimi?

Martin SuterMartin Suter (*1848). Ex-Werbetexter, Autor für "Geo", Drehbücher für Film und Fernsehen. Seit 1991 Kolumnist der "Weltwoche" mit "Business Class". Lebt mit seiner Frau in Guatemala und Spanien.



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