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aus dem moabiter kriminalgericht


Pankower Müllskandal


von Barbara Keller

26. Januar 2006. Amtsgericht Tiergarten. Abt. 214 - Schöffengericht
Seit Donnerstag, dem 26.01.06, sind drei Berliner angeklagt, diverse Tonnen krebserregenden Müll an verschieden Orten Berlins, darunter auf dem Gewerbegebiet an der Blankenburger Straße (Buchholz), vorschriftswidrig beseitigt und abgelagert zu haben. Das verantwortungslose Procedere verursachte laut Anklage zwei Großbrände, Fischsterben in angrenzenden Gewässern und beeinträchtigte den Flugverkehr Tegel. Aus Kosten sparenden Gründen soll Kaufmann Harry G. (49), Chef der "Rundum GmbH" (Montagedienst und Gerüstbau), dubiose Strohfirmen mit Mitarbeitern seiner Firma gegründet haben. Mitangeklagt sind der gelernte Steuerberater Frithjof St. (58), der mit dem bereits verstorbenen Markus W. das berüchtigte Abfallbeseitigungsunternehmen "Hammermühle AG. i. G." gründete, sowie der KFZ-Schlosser Klaus K. (66), der als Kundenbetreuer der AG in Erscheinung trat.


Mehrere Tonnen Bauschutt-, Altholzabfälle, Ölflüssigkeit und ein Daimler-Wrack fanden dabei auf Grundstücken in Schönerlinde, in der Einflugschneise des Flughafens Tegel, in der Industriestraße, Gehrenseestraße und Bitterfelder Straße ihre vorläufig letzte Ruhe. Und giftiger Sondermüll ging als hochwertig recyclebarer Abfall verkauft an einen ahnungslosen Abnehmer in Brandenburg.

Mit Schutt nie was zu tun gehabt

Die Staatsanwaltschaft wird es nicht leicht haben, den Beteiligten die vorgetragenen Anklagepunkte nachzuweisen. Harry G., der die Bürgschaft für den Kauf der Hammermühle AG übernahm und von sich sagt: "Ich bin ein Perfektionist", streitet rundheraus eine Beteiligung an den Abfallgeschäften ab: "Ich bin Gerüstbauer, mit Schutt habe ich nie etwas zu tun gehabt." Kundenbetreuer Klaus K. hüllt sich ganz in Schweigen.

Und auch Frithjof St., Mitgründer der Hammermühle AG, und mit einer Stammeinlage von 100.000 DM beteiligt, erklärt: "Ich habe mit den kriminellen Machenschaften des Herrn W. nichts tun." Und: "Ich habe das Gelände auf der Blankenburger Straße nie gesehen und verstehe mich nur als Kapitalgeber."

In der U-Haft verstorben

Der ominöse Herr W. soll nun die volle Verantwortung für das schmutzige Geschäft mit dem Müll übernehmen. Objektiv kein Problem für Markus W., denn der ist tot. 2001 verstarb Markus W. in Untersuchungshaft. "Ohne Obduktion!", betont Frithjof St. Auch als Frithjof St. und Harry G. seinerzeit (1997) den geschäftstüchtig desaströsen Herren kennen lernen, sitzt der gerade in Haft und treibt als Freigänger sein bescheidenes Unwesen.

Markus W. beginnt 1997 für Harry G., in der "Rundum GmbH", zu arbeiten. Er kümmerte sich um das Rechnungswesen und schrieb, so Chef Harry G., "Programme, die nie fertig wurden". Harry G. hatte zu der Zeit schon eine harte Lektion hinter sich: Freund Paul W., der den dankbaren Harry G. an die Raffinessen der Buchführung heranführte und der das verbliebene Inventar aus der ersten Insolvenz für Harry G. vermietete, verschwand über Nacht und Nebel nach Amerika und hinterließ neben einem enttäuschten Freund allerlei Außenstände.

Markus W. wars!

Auch den heimlichen Freigänger Markus W., ein Redner vor dem Herren, treiben Geschäftsideen. Er schlägt Harry G. ein Gerüstbauprogramm vor. Und schließlich hat er den Einfall mit dem Abfallbetrieb, der "Hammermühle AG i. G. ", die er mit Frithjof St. (seit 1995 verantwortlich für Verwaltung und Buchführung in der "Rundum GmbH" - auch: 'der Libero' genannt) auf dem Gelände in der Blankenburger Straße aufzieht.

Heute führt Harry G. mit seiner Frau noch immer seine "Rundum GmbH". Frithjof St. hat, nach eigenen Angaben, alles verloren. Die Ehe, den Job, das Vermögen. Er betont: "Die einzige Furcht, die ich nach dem Verlust noch habe, ist die Gottesfurcht."

Zeugen im Viertelstundentakt

Ob der verblichene Markus W. tatsächlich der alleinige Verantwortliche dieses Müllskandals ist, wird die Hauptverhandlung bringen. Bereits acht weitere Termine sind bisher anberaumt, in denen die Zeugen im Viertelstundentakt geladen sind.

Urteil: Freispruch für Harry G. und Frithjof St. Nur der ehemalige Kundenbetreuer der "Hammermühle AG i. G." wurde mit 60 Tagessätzen à 18 Euro zur Verantwortung gezogen.


NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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Harry G.
Harry G. (49) soll über Strohfirmen Tonnen krebserregenden Mülls unsachgemäß , dabei gewinnbringend, entsorgt haben.

Frithjof St.
Frithjof St. (58), der mit dem verstorbenen Markus W. die Schmuddelfirma "Hammermühle AG i. G." gründete, hat alles verloren: "Die einzige Furcht, die ich nach dem Verlust noch habe, ist die Gottesfurcht."

Klaus K.
Klaus K. (66) war als 'Kundenbetreuer' für die "Hammermühle AG i. G." tätig und schweigt zu den Vorwürfen.

Harry G. mit den Rechtsanwälten
Harry G. im Kreise der Rechtsanwälte während einer Gerichtspause.

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