Denn kurz vor Weihnachten rettet sich manche Strafkammer geflissentlich mit einem letzten, schwungvollen 'Haltetermin' in die bereits von Ferne glitzernden Feiertage. Dass dabei die beliebten Tummeltage auf Brettern und fluffigen Schneewiesen nicht unbedingt das non plus ultra für die
gesunde Konstitution von Entscheidungsträgern ist, haben wir zumindest gehört.
Die lästige Öffentlichkeit mag während der kritischen Feiertage auch tun, was ihr beliebt. Sich beispielsweise dem Sog familiärer Rituale hingeben, um nach verkatertem Neujahrsspaziergang die verschlammten Schuhspitzen wieder vor die Puzzleteile des Lebens zu stellen.
Wir hatten dazu kaum die Zeit und blickten rasch zwischen zwei Daumendrehern zurück auf das Jahr 2008. Die Folge: man sieht auf jede Menge Stoff, der - ausgeführt - eine ganze Bibliothek von Kriminalromanen füllen würde. Und wer da glaubt, es gäbe mehr Krimis als die Wirklichkeit hergibt, der täuscht sich. Es ist umgekehrt.
Neben
fast 'melodramen' Verfahren wie jenem, in dem eine gedemütigte Frau in 'Notwehr' und Ratlosigkeit zum Messer greift oder dem Fassungslosigkeit bereitenden Sexualmord 'auf Wunsch', gab es 2008 die Menge schnöde Amtsgerichtsverfahren, Geschichten 'von nebenan'.
Wie schnell die zivilisierte Patina dahin ist, beweist auf tragische Weise die
eskalierte Differenz eines promovierten Linguisten und eines Regieassistenten über störenden Lärm
("Duell in Nadelstreifen"). Fast hätte es hierüber einen Toten gegeben.
Mit zwei erfolgreichen Revisionen und einem kompetenten Anwalt hat es der zunächst am 4. Juli 2005 wegen versuchten Totschlags zu einer milden Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten Verurteilte zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren geschafft.
Das war im Februar 2008.
Wie schnell Menschen bereit sind, die gebleckten Zähne zu zeigen, bekunden zahlreiche Nahkampffehden im Straßenverkehr ("Ausgerastet:
Streit um Parkplatz eskalierte"). Nicht umsonst ist der Mensch die einzige biologische Spezies, die eine Polizei eigens dazu unterhält, dass sie sich nicht gegenseitig an den Hals geht. (Nicht) überspitzt (genug) gesagt.
Dabei war dieses Silvester in Berlin ja kaum etwas Straftatrelevantes los. Ein schnöder Wohnungsbrand mit mäßigen Folgen in Kreuzberg, eine kleine, unterhaltsame 'Liebhaberstraßenschlacht' im Prenzlauer Berg zwischen radikalen Freunden der Pyrotechnik und der Polizei sowie eine Messerstecherei, auch wegen der Knallerei.
Wenn auch die sanguinen Statistiker eines Tages Kriminalität und Arbeitslosigkeit fortgerechnet haben werden: die 'Abrechnung zum Anfassen' wird dem Landgericht erhalten bleiben. Derzeit im Schnitt ein Jahr nach der Tat.
Die erste Woche des Jahres 2009 hat bereits drastisch begonnen...