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aus dem moabiter kriminalgericht


Steffen Reiche - das Phänomen Bein (2)


von C. Rockenschuh

03. Juni 2009. Amtsgericht Tiergarten. Abt. 276
Großes Medienspektakel, die Zweite. Noch einmal, und zwar ein halbes Jahr nach dem ersten Verfahrensauftakt im Dezember 2008, muss sich der Bundestagsabgeordnete und Pfarrer im Wartestand Steffen Reiche (48, SPD) vor dem Berliner Amtsgericht verantworten.
('berlinkriminell.de' berichtetet) Reiche, bis 2004 Minister für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, wird vorgeworfen, auf einem Flug am 12.1.2007 von Brüssel nach Berlin einer Stewardess das Bein gestellt zu haben. Der Grund: Missstimmungen, weil es keine deutschsprachigen Zeitungen an Bord gab und dem Politiker der Zutritt zur Business Class verwehrt wurde. Der erste Prozessanlauf scheiterte, da die geschädigte Flugbegleiterin als Zeugin nicht verfügbar war.
Bericht vom 22. Dez. 2008
Urteil vom 15.6.2009
Steffen Reiche zum Urteil auf 'abgeordnetenwatch.de' (19.6.09)

Noch einmal sitzt Steffen Reiche im Saal B 129 des Berliner Amtsgerichts vor Richterin Dr. Karin Nissing. Auf demselben Stuhl, mit demselben Schlips, dieses Mal in dezent grauem Anzug. Neben sich Rechtsanwältin Heide Sandkuhl, die bereits im ersten Verfahrensanlauf ihr Bedauern zum Ausdruck brachte, die Angelegenheit nicht auf "stillere Art" regeln zu können.

Schon genug gespendet

Doch die "stille Art" hat Steffen Reiche, der die Tat abstreitet, offenbar nicht gelegen. Am 3. Juni 2009, am Tag des zweiten Prozessauftaktes, erklärt er noch einmal: "Ich fühlte mich an meinem Stolz gepackt." Weshalb er auch einem Strafbefehl über 3.000,- € widersprach. "Recht muss Recht bleiben", betont er auch und verhaspelt sich: "Ich muss (sic!) schon ein Vielfaches an Spenden leisten..."

Gewisse Spannungen, so räumt der Bundestagsabgeordnete allerdings ein, habe es zwischen ihm und der Flugbegleiterin schon gegeben. Steffen Reiche spricht von einer "genervten, unfreundlichen" Stewardess, die wohl "nicht ihren Tag " hatte und ihm an Ende des ca. 90minütigen Fluges sein Weinglas praktisch "wegriss".

Dieses Mal, am 3.6.2009, aber ist nun auch das mutmaßliche Opfer der Beinattacke, Natascha O. (37), als Zeugin zu hören. Die ehemalige niederländische Flugbegleiterin, die jetzt als freiberufliche Journalistin für eine Frauenzeitschrift arbeitet, erzählt eine andere Version als der Angeklagte.

Da wurde er wieder böse

Demnach soll Steffen Reiche ein sehr verärgerter Fluggast gewesen sein, der sich eingangs über das Fehlen von deutschsprachigen Zeitungen, später darüber mokierte, die Business Class nicht betreten zu dürfen. "Da wurde er wieder böse", erklärte die junge Frau dem Gericht. Dabei habe sie nur nach Anweisung gehandelt, nachdem in der Business Class eine VIP, sprich Otto Schily reiste.

In der Folge soll Steffen Reiche die Flugbegleiterin fortlaufend schikaniert haben, indem er seine Beine in den Flur stellte, wenn sie vorüberging und abfällige Bemerkungen machte.

Bereits am 22. 12. 2008 hatte ein Kollege der jungen Frau vor Gericht als Zeuge die abfälligen Bemerkungen des verärgerten Bundestagsabgeordneten bestätigt. Auch am 3. 06. 2009 versichert Steven W. (35): "Jedes Mal, wenn Natascha O. an ihm vorbeiging, hat er in beleidigender Weise über sie gesprochen." Auch den Fußtritt unter die Sohle der Stewardess bezeugt er noch einmal.

Die gute Dame hatte kein Einsehen

Von den mitreisenden SPD-Fraktionskollegen wollen allerdings nur Markus Meckel (56) und Andrea Wicklein etwas von der Missstimmung mitbekommen haben. Meckel erklärte am 22.12.2008 vor Gericht: "Die gute Dame hatte kein Einsehen..." Obwohl Steffen Reiche doch eigentlich eine Karte für die Business Class besaß und derselben Fraktion wie die mitreisende VIP, Otto Schily, angehörte.

Andrea Wicklein will gehört haben: "Das sind hier meine Kollegen...", als Reiche der Zugang zur Business Class verwehrt wurde. Andere mitreisende Fraktionsgenossen widersprechen. "Das war ein ganz normaler Flug." Auch Professor Ottmar Edenhofer, der während des Fluges Steffen Reiches Gesprächspartner war, bemerkt keine Auffälligkeiten während des Fluges. Er sagt: "Es fiel nichts vor, dass an ein Beinstolpern erinnern könnte." Es hätte auch "nicht die geringste Auseinandersetzung" gegeben.

Am 15.6.2009 wurde das Verfahren mit den Zeugen Reinhard Dankert, Markus Meckel und Dr. Margit Spielmann fortgesetzt, die Beweisaufnahme geschlossen und nach den Plädoyers das Urteil verkündet.
Urteil (vom 15.6.09):
Das Amtsgericht Tiergarten sprach, nachdem am Schluss der Verhandlung auch die Staatanwaltschaft Freispruch für den Angeklagten beantragt hatte, SPD-Politiker Steffen Reiche vom Vorwurf der versuchten Körperverletzung frei und machte dem unwürdigen Spektakel damit ein Ende.

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NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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Steffen Reiche, Mitglied des Bundestages für die SPD. Soll einer Stewardess ein Bein gestellt haben aus Verärgerung darüber, dass es keine deutschen Zeitungen gab und ihm der Zutritt zur Business Class verwehrt wurde.


Das mutmaßliche Opfer Natascha O. sagt: "Er hat versucht, mich zu Fall zu bringen."

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