Ein dekorierter Hauptmann verroht nach längerer Dienstzeit auf dem Felde. Sein Nervenkostüm und sein Gefühlshaushalt haben gelitten. Ein im Schädel stecken gebliebenes Geschoss versetzen den ansonsten wohlgelittenen, gerechten Mann in Ausnahmezustände, die ihn für andere gefährlich werden lassen. Ein Ausnahmeereignis veranlassen den betuchten Mann schließlich, den Dienst zu quittieren.
Von den Schlachtfeldern hat sich der Hauptmann einen besonderen Engel mitgebracht: eine 12-jähriges Vollwaise. An ihr will er sein durch den Krieg gelittenes Gewissen renovieren. Doch was anfangs wie eine Lovestory mit Happy End aussieht, mutiert zusehens zur bitteren Tragödie und zum blutigen Kriminalstück, in dem die Geistesgabe und die Autorität des königliche Ermittlers gefragt sind.
Auch bei einer weiteren Geschichte geht es um den schnöden Mammon Geld als Tatmotiv. Sie beginnt mit einem schönen Auftakt, versandet aber dann auf den unsicheren Postwegen Preußens. Eine junge Dame, ebenfalls Vollwaise, reist mit einer guten Erbschaft um die Hüften ihrem Bräutigam in spe zu. In Tilsit soll ein rauschendes Hochzeitsfest stattfinden, dass ihr der junge, erfolgreiche Kaufmann (ihre Jugendliebe) ausrichten wird. Doch unterwegs begegnet der rosigen Braut ein Betrügerpaar, dem sie leider ihr ganzes Vertrauen schenkt. Ein weiteres Manko hemmt die noch duftende Knospe des Glücks in der Realität der damaligen Postverhältnisse...
Mehr soll hier nicht verraten werden. Der aus Nordrhein-Westfalen gebürtige Autor und Richter Temme hat auch in diesen beiden Kriminalgeschichten seine Erfahrungen als Jurist und Ermittler spielen lassen. Temme, ein aufgeklärter Beamte verlor unter dem preußischen Monarchen während der Revolutionszeit 1848 seine Reputation und wider alle Gesetze seinen Job, nicht nur weil er als linker Demokrat und Abgeordneter mit Verve in der Nationalversammlung auftrat. Richter Temme geriet mit Verlust mit dem König über das Scheidungsrecht über Kreuz.
Zuletzt verdiente Temme erfolgreich das Brot für sich und seine Familie mit der Schriftstellerei. Unter anderem mit Gerichtsreportagen, Kriminalgeschichten, die er auch in der damals beliebten Zeitschrift die "Gartenlaube" veröffentlichte.
Fazit: Schaurige Zeitzeugnisse! Eine Perle unter den literarischen Ausgrabungen!